Melbourne/Montana – Die gesetzliche Pflicht zur jährlichen Grippeimpfung von Krankenhausangestellten hat nach den Ergebnissen einer Studie in den
Annals of Internal Medicine (2021;
DOI: 10.7326/M20-0413
) in einigen US-Staaten an einem Rückgang der Todesfälle an Influenza oder anderen Pneumonien beigetragen.
Die jährliche Grippeimpfung erzielt bei den älteren Menschen, für die eine Erkrankung am gefährlichsten ist, die schlechteste Schutzwirkung.
Besonders gefährdet sind Patienten, die wegen anderer Erkrankungen im Krankenhaus behandelt werden. Sie können sich in der Klinik leicht beim Personal anstecken, das aufgrund des jüngeren Alters eine Erkrankung bei sich häufig nicht bemerkt (oder trotzdem am Arbeitsplatz erscheint).
Die
US-Centers for Disease Control and Prevention
(CDC) empfehlen deshalb seit längerem, dass das medizinische Personal an den jährlichen Grippeimpfungen teilnimmt. Die Bereitschaft ist häufig gering, da es bei Menschen im erwerbsfähigen Alter selten zu einer Erkrankung kommt.
Insgesamt 14 Bundesstaaten plus Washington/DC haben seit 2002 Gesetze verabschiedet, die das Personal zu einer Impfung ermuntern soll. In einigen Staaten wurden die Kliniken verpflichtet, die Impfungen anzubieten, in anderen gilt für Angestellte eine Impfpflicht, der sie sich teilweise nur durch das Tragen von Masken entziehen können.
Ein Team um Corey White vom der Monash Universität in Melbourne hat jetzt untersucht, wie sich die Gesetze auf die Zahl der Todesfälle an Influenza und Pneumonie ausgewirkt haben. In einem ersten Modell wurden die einzelnen Bundesstaaten jeweils einem „synthetischen“ Staat gegenübergestellt, dessen Bevölkerung mit statistischen Mitteln dem Staat angeglichen wurde, der die gesetzliche Impfpflicht eingeführt hatte. In einer zweiten Analyse wurde die Entwicklung der Mortalität in den Zeiträumen vor und nach Inkrafttreten des Gesetzes untersucht.
Der Anteil der Krankenhausangestellten, die von den Gesetzen betroffen waren, stieg von 2 % im Jahr 1995 auf 38 % im Jahr 2017 an. In diesem Zeitraum ist es in den meisten Staaten zu einem Rückgang der Todesfälle an Influenza oder anderen Pneumonien gekommen. Er fiel laut White jedoch in den Staaten, die eine Impfpflicht eingeführt hatten, stärker aus.
Am deutlichsten war der Effekt in Washington/DC, Rhode Island und Kalifornien. In allen drei Staaten gibt es eine Impfpflicht, der sich die Angestellten nur durch einen schriftlichen Antrag entziehen konnten.
In Rhode Island sind sie dann verpflichtet während der Grippesaison eine Maske zu tragen.
Nach den Berechnungen von White haben die staatlichen Impfgesetze in Jahren, in denen der Impfstoff gut auf die zirkulierenden Virusstämme abgestimmt war, zu einem Rückgang der monatlichen Lungenentzündungs- und Influenza-Sterblichkeitsraten um 2,5 % geführt. Allein in der Influenza-Saison 2016/17 könnten 1.822 Lungenentzündungen und Influenza-Todesfälle abgewendet worden sein, berichtet White.
Die größten Auswirkungen seien bei älteren Menschen und während des Höhepunkts der Grippewelle aufgetreten. Eine gesetzliche Impfpflicht ist deshalb nach Einschätzung von White ein effektives Mittel, um die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen des Landes zu schützen. ©
rme/aerzteblatt.de