Publizierte Phase-3-Daten zum mRNA-Impfstoff von Moderna

04 Jan 2021 17:10 #989 von Dietmar
Kernbotschaften
Der mRNA-Impfstoff des Unternehmens Moderna zur Prävention von COVID-19 hat sich in einer kontrollierten Phase-3-Studie als sehr wirksam erwiesen: Die Effektivität hat deutlich über 90 Prozent gelegen. Darüber hinaus traten in der noch weiter laufenden Studien bislang keine schweren systemischen Komplikationen auf.
Hintergrund
Ein wirksamer und zugleich sicherer Impfstoff gilt als eine zentrale Säule, um die Pandemie mit SARS-CoV-2 ausreichend einzudämmen. Zu den vielen Impfstoffen, die entwickelt, erprobt und zum Teil bereits auch appliziert werden, gehören mRNA-Impfstoffe wie die des deutschen Unternehmens Biontech und des US-Unternehmens Moderna. Solche mRNA-Vakzine sind ein Novum; niemals zuvor wurde bislang solche Vakzine zugelassen und eingesetzt. Beide mRNA-Impfstoffe sind sich ähnlich. Beide kodieren für das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Länge. Außerdem ist die mRNA in beiden Vakzinen in Lipidnanopartikel eingekapselt. Mit der aktuellen Publikation zur Vakzine von Moderna, die anders als der Impfstoff von Biontech noch nicht in der EU zugelassen ist, sind nun zu beiden mRNA-Impfstoffen zulassungsrelevante Phase-3-Daten  öffentlich zugänglich. Voraussetzung für eine Zulassung von COVID-19-Impfstoffen sind in den USA ein medianesFollow-up von mindestens zwei Monaten nach der letzten Impfdosisund in der EU Sicherheitsdaten für mindestens sechs Wochen nach Immunisierung.
Design
Randomisierte und placebo-kontrollierte Multizenterstudie in den USA mit 30.420 Probanden (Männer-Anteil 53 Prozent, Frauen-Anteil 47 Prozent); das Durchschnittsalter betrug 51 Jahre (18 - 95), der BMI im Mittel 29; je knapp fünf Prozent der Probanden hatten eine chronische Lungenkrankheit oder schwere kardiale Erkrankung, fast sieben Prozent waren stark übergewichtig und knapp zehn Prozent Diabetiker; ausgeschlossen waren Schwangere und Kinder. Die Probanden erhielten im Verhältnis von 1 zu 1
und in einem Abstand von 28 Tagen entweder zwei intramuskuläre Injektionen des mRNA-Impfstoffes oder zwei Injektionen eines Placebo-Impfstoffes (Kochsalz). Primärer Endpunkt war die Prävention von COVID-19 mit einem Symptom-Beginn mindestens 14 Tage nach der zweiten Injektion.
Hauptergebnisse
  • Eine symptomatische Erkrankung wurde festgestellt bei 185 Probanden der Placebo-Gruppe (56, 5 pro 1000 Personenjahre, 95% CI 48,7 - 65,3) und bei elf Probanden der Verum-Gruppe (3,3 pro 1000 Personenjahre; 95% CI 1,7 - 6,0).
  • Die Effektivität betrug 94,1 Prozent (95% CI 89,3 - 96,8%; P<0,001).
  • Die Effektivität erwies sich in sekundären Analysen als ähnlich gut, so etwa 14 Tage nach der ersten Injektion, bei einer Probanden-Population, zu der auch Personen gehörten, die zu Beginn Hinweise auf eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, und auch bei mindestens 65-jährigen Probanden mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf (Effektivität 86,4 Prozent). 
  • Lokale Reaktionen nach der ersten wie nach der zweiten Injektion waren in der Gruppe mit dem mRNA-Impfstoff deutlich häufiger als in der Placebo-Gruppe (84,2 und
    88,6 Prozent versus 19,8 und 18,8 Prozent); es handelte sich zumeist um leichte Reaktionen von kurzer Dauer. Häufigste lokale Reaktion war Schmerz (86%).
  • Systemische Reaktionen (Fieber, Müdigkeit, Myalgien, Arthralgien, Übelkeit und Kopfschmerzen) waren ebenfalls in der mRNA-Gruppe häufiger (54,9 und 79,4 Prozent versus 44,2 und 36,5 Prozent); im Mittel hielten die Symptome knapp drei Tage an. 
  • Einen schweren Krankheitsverlauf hatten 30 Probanden; einer von ihnen starb; alle 30 Probanden gehörten zur Placebo-Gruppe. 
  • Es gab keine Hinweise auf eine durch die Impfung hervorgerufene verstärkte respiratorische Erkrankung (ERD: enhanced respiratory disease).
Klinische Bedeutung
Der Impfstoff hat sich in dieser Studie zum einen als sehr effektiv und zum anderen auch als sicher erwiesen. Die Ergebnisse entsprechen im Großen und Ganzen denen, die mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer erzielt wurden. Beide Impfstoff werden auch bereits eingesetzt; in Deutschland bislang allerdings nur die Vakzine von Biontech/Pfizer, da die EU-Zulassung für den Moderna-Impfstoff noch fehlt. Sie wird allerdings für die kommenden Tage erwartet. 
Eingeschränkt wird die Studie durch die Kürze der Beobachtungszeit zur Sicherheit und Wirksamkeit. Darüber hinaus liefert die Studie keine ausreichenden Daten zur Prävention asymptomatischer oder subklinisch verlaufender Infektionen. Zudem geht aus den publizierten Daten nicht hervor, wie die Vakzine bei über 70 oder 80 Jahre alten Menschen wirkt. 
Aufgrund der pandemie-bedingt sehr raschen Entwicklung des Impfstoffes gibt es ausserdem noch einige grundsätzlich zu klärende Fragen. Unklar ist unter anderem noch, ob eine Impfung auch eine Übertragbarkeit des Virus verhindert. Wie lange der Impfschutz anhält, ist eine weitere Frage, die noch zu klären ist. Darüber hinaus sind weitere Daten zum Risiko für allergische Reaktionen auf mRNA-Vakzine notwendig. Solche Reaktionen wurden ausserhalb der klinischen Studien zunächst bei einigen wenigen Personen beobachtet, die den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten hatten; inzwischen wurden allergische Reaktionen auch nach Impfung mit dem Moderna-Impfstoff beobachtet. Als Allergen wird Polyethylenglykol vermutet.

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