SARS-CoV-2 überwindet Blut-Hirn-Schranke in Tiermodell

23 Dez 2020 14:38 #976 von Dietmar
Das sollten alle diejenigen wissen, die die Maske unterhalb der Nase tragen!

Seattle – Die häufigen neurologischen Symptome von COVID-19, über die viele Patienten auch über die Dauer der Infektion mit SARS-CoV-2 hinaus
klagen, könnten auf einer direkten Infektion des Gehirns be­ruhen. Eine
Studie in Nature Neuroscience (2020; DOI: 10.1038/s41593-020-00771-8 ) belegt jeden­falls, dass das S1-Protein, das für die Infektiosität des
Virus verantwortlich ist, bei Mäusen die Blut-Hirn-Schranke überwindet.Zu den Symptomen von COVID-19 gehören nicht nur der häufige Geschmacks- und Geruchsverlust, der sich auch durch eine Zerstörung der Sinneszellen in der Nasenschleimhaut oder das Eindringen des Virus in die Riechbahn plausibel erklären lässt. Viele Patienten klagen auch über Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sehstö­rungen, Schwindel oder Übelkeit und Erbrechen. In besonders schweren Fällen kommt es zu Krampfan­fällen, Ataxie, Bewusstseinsstörungen oder Schlaganfällen, die auf eine direkte Schädigung der Hirnzellen durch die Viren hinweisen.
Ein Team um William Banks von der University of Washington School of Medicine in Seattle hat an Mäusen untersucht, ob die Viren die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Die Experimente wurden mit radioaktiv markierten S1-Proteinen von SARS-CoV-2 durchgeführt, was den späteren Nachweis in den Organen erleichtert.
Nach einer intravenösen Injektion wurde S1 wie erwartet über Leber und Nieren ausgeschieden, doch nicht komplett. Die Forscher konnten das S1-Protein auch in diversen Organen nachweisen, darunter im Gehirn. Dort war es in allen 11 untersuchten Hirnregionen vorhanden (und nicht nur in den von der Riechbahn erreichten Arealen).
Der Eintritt von körperfremden Substanzen in das Gehirngewebe wird normalerweise von der Blut-Hirn-Schranke verhindert, die durch die Endothelien der Blutgefäße gebildet wird. Die Experimente zeigen jedoch, dass die Blut-Hirn-Schranke bei COVID-19 gestört ist, weshalb die Viren die Zellen des Gehirns direkt attackieren können.
Ein möglicher Grund ist die Entzündungsreaktion, zu der es bei COVID-19 kommt. In „in vitro“-Experi­menten kann Banks zeigen, dass das S1-Protein von den Endothelzellen auf der einen Seite aufgenommen und auf der anderen Seite wieder abgegeben wird. Durch diese Transzytose können die Viren die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Der Eintritt erfolgt vermutlich über ACE2-Rezeptoren.
Nach einer intranasalen Gabe gelangten die Viren ebenfalls ins Gehirn, allerdings in einer 10-fach geringeren Menge als nach der intravenösen Applikation. Banks vermutet deshalb, dass der Eintritt in das Gehirn über den Riechnerven für die Symptome (außer vielleicht dem Geschmacks- und Geruchsverlust) von untergeordneter Bedeutung ist. © rme/aerzteblatt.de

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