In diesem Artikel geht es um die Rolle einer Variante des mit dem das sog. BRCA1-Gen assoziierten Protein 'BRAP' bei kindlicher PAH
Titel: Role of BRCA1-associated protein (
BRAP) variant in childhood pulmonary arterial hypertension
Link:
journals.plos.org/plosone/article?id=10....journal.pone.0211450
In der Studie wurden 18 Familien mit mehreren betroffenen Familienmitglieder auf die folgenden bekannten PAH-Gene untersucht:
In einer Familie wurde keines der folgenden (bekannten) PAH-Gene gefunden: BMPR2, ACVRL1, ENG, SMAD1/4/8, BMPR1B, NOTCH3, CAV1, or KCNK3
In dieser Familie waren eine Frau und ihre Tante väterlicherseits von PAH betroffen, die bei beiden bereits in der Kindheit auftrat.
Bei beiden wurde eine Variante des o.g.BRAP-Gens gefunden, (p.Arg554Leu).
Daraufhin wurde die Wirkung eines Ausschaltens (Sog. knock-down mittels spez. RNA) des o.g. Gens bei humanen Gefäßmuskelzellen (hPASMC) untersucht.
Hierbei wurde eine verminderte Gefäßzell-Proliferation (Vermehrung) festgestellt.
Also das Gegenteil, von dem was man bei PAH feststellt, wo sich die Gefäßwände ja verdicken.
Daraufhin wurde eine Überexpression des BRAP - Gens untersucht, des Gesunden und der hier gefundenen Vaiante.
Das ergab, dass eine zu starke Expression des BRAP-Gens zu einer vermehrten Zellwandproliferation der PASMCs führte, was also dem Bild bei einer PAH entspricht.
Im Gegensatz zu der normalen Genvariante von BRAP, wurde bei der o.g. Variante ein sehr hoher Spiegel von p53 festgestellt.
Das p53-Gen ist auch bei vielen entarteten Krebszellen erhöht. (
de.wikipedia.org/wiki/P53)
Eine Rolle von p53 bei PAH wurde z.B. hier festgestellt:
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4488287/ (hier allerdings ein Ausschalten des p53)
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die gefundene Genvariante wahrscheinlich eine Gain-of-Function Mutation sein müsste.
Begriffe:
Loss of Function:
Die bisher bekannten PAH-Gene wirken durch einen Loss-of Funktion (Verlust der Funktion durch eine Mutation) oder durch eine Veränderung des Gens, das z.B. die Expression des Gens etwas schwächt (man spricht hier von Haploinsuffizienz, also der durch die einseitige Mutation (ein gesundes Gen und ein krankes vom anderen Elternteil) welche zu einer zu schwachen Expression des durch das Gen codierten Proteins führt, also zu einer Unterproduktion.
Gain of Function:
Eine Gain-of-Function ist eine Genveränderung, die die Funktion des durch das Gen codierten Proteins, verstärkt, es also effizienter oder wirsamer macht, was zu einer Überproduktion führen würde und somit zu einer zu starken Expression des Gens / Wirkung des Proteins.
Und das führt in diesem Fall dann zu der gegenteiligen Wirkung des Proteins, wie oben durch Experimente nachgestellt.
Bisher waren meines Wissens noch keine Gain-of-Function Mutationen bei PAH bekannt. Bei anderen Krankheiten natürlich schon.
Also eine spannende Geschichte in mehrerer Hinsicht:
* Ein weiteres Gen wurde identifiziert.
* Und, offenbar bewirkt eine Schwächung des Gens eine Reduktion der bei PAH ja übermäßigen Proliferation der Gefäßmuskelzellen (äußeren Wandschicht der Gefäße).
Der Gedanke liegt also u.U. nahe, das auf seine therapeutische Verwendbarkeit zu untersuchen.
* Gain-of-Function - Mutationen geraten in den Fokus und dürften nun verstärkt gesucht werden.
LG Ralf